Kleingartenverein 545 

Infos über Insekten

Wir Kleingärtner, aber auch Obstbauern wissen das sehr zu schätzen, denn schließlich sorgen die fliegenden Bestäuber-Brigaden jedes Jahr für eine reiche Ernte. Allerdings fehlen in Nordrhein-Westfalen laut Untersuchungsergebnissen des Entomologischen Vereins Krefeld bereits bis zu 80 % der Fluginsekten. 

 

Insekten sterben leise

Ehrenamtliche hatten zwischen 1989 und 2014 an insgesamt 88 Standorten fliegende Insekten gesammelt, ihre Arten bestimmt und sie gewogen. Wurden 1995 noch 1,6 kg aus den Untersuchungsfallen gesammelt, so waren es 20 Jahre später kaum noch 300 g! Der Rückgang betrifft vor allem Schmetterlinge, Bienen und Schwebfliegen, und dieser erschreckende Trend zeigt sich nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern über alle in Deutschland untersuchten Standorte hinweg, bestätigen die Wissenschaftler.

Das Insektensterben geht weiter. Ein wichtiger Grund ist ein weiterer massiver Intensivierungsschub im Bereich der Landwirtschaft - wegen wachsender Nachfrage nach Lebensmitteln, Tier Futter und Rohstoffen für Biogasanlagen. Aber auch der Klimawandel und weltweite Handelsströme haben einen stärker werdenden Einfluss auf die Insektenpopulation. So erobern z.B. neue Arten neue Landschaftsräume und stören das ökologische Gleichgewicht. 


Kleingärten - eine Arche Noah

Während die freie Landschaft an Arten verarmt, nimmt die Pflanzenvielfalt im urbanen Raum zu. Kleingärten als vernetzte Biotope und das öffentliche Grün in Kleingartenanlagen erhalten in diesem Zusammenhang eine besondere Aufgabe: Sie sind eine Arche Noah, bieten Raum für Pflanzenvielfalt, u.a. mit Stauden und Sommerblumen als Nahrungsquelle vom Frühjahr bis zum Herbst. wilde Ecken, morsches Holz und Mulch als Unterschlupf und Brutplatz für Insekten. Hierzu Thomas Kleinworth, Geschäftsführer und Fachberater des Landesverbandes Schleswig-Holstein der Gartenfreunde, anlässlich eines Seminars zum Thema "Der insektenfreundliche Kleingarten" "Unsere Gärten bieten ein Riesenpotenzial und eine enorme Vielfalt, unsere Gärten sind das krasse Gegenstück zur industriellen Landwirtschaft und zum sterilen, Schottergarten' der modernen Stadt." 


Verständnis für ökologisches Handeln im Kleingarten wächst

Natur- und Umweltschutz spielen bei Kleingärtnern eine wichtige Rolle. Landschaftsarchitektin Dipl.-Ing.. Andrea Christmann verweist hierzu in ihrem Beitrag in "Stadt und Grün" Ausgabe 11/2018, auf eine aktuelle Untersuchung in Hamburgs Kleingärten: "Fragt man die Menschen nach der Bedeutung, die ihr Kleingarten für sie persönlich hat, steht der Aspekt Natur- und Umweltschutz ganz oben - noch vor der Gesundheitsvorsorge und der Freude an der Gartenarbeit! Für fast alle Kleingärtner ist es selbstverständlich, die Grundregeln des naturnahen Gärtnerns selbst zu praktizieren. In Hamburg nutzen 97 % der Kleingartenbesitzer Regenwasser zum Bewässern, 96 % kompostieren. Besonders ausgeprägt bei den Kleingärtnern (insbesondere bei den jüngeren) ist das Bewusstsein für naturnahes Gärtnern. Mehr als jeder zweite dieser Neu Kleingärtner (54 %) betreibt biologischen Anbau von Obst und Gemüse, fast zwei Drittel verzichten auf Kunstdünger, mehr als vier Fünftel lehnen chemische Schädlingsbekämpfung ab. Gefördert wird diese Entwicklung durch die Fachberatung der Vereine, die in den vergangenen zehn Jahren stark an Bedeutung gewonnen hat. 84 % der Vereine nutzen diesen Weg, um das Natur und Umweltbewusstsein ihrer Mitglieder zu fördern" so Andrea Christmann.


Mehr Umweltbewusstsein verändert die Garten Kultur, ...

verändert den Umgang mit Boden, Wasser, Düngung, Pflanzenschutz, Pflanzen, Vögeln und Insekten. Das hat die Jury beim Besuch der Kleingartenanlagen im Rahmen des Bundeswettbewerbes 2018 "Gärten im Städtebau" immer wieder eindrucksvoll erlebt. Imker und Bienen gehören mittlerweile zur Grundausstattung von Kleingartenanlagen. Aber auch das Wissen um die wichtigen Solitärinsekten ist vorhanden.

Hierzu ein Beispiel aus dem Bundeswettbewerb: In der Kleingartenanlage der "Gartenfreunde Rottweil" Baden-Württemberg, stellte

die Vorsitzende Monika Albert den Kräutergarten vor, in dem sich ein besonders großes Insekt, die seltene Blaue Holzbiene, wohlfühlt. Mit einer Körperlänge von 23 bis 28 mm ist sie unsere größte heimische Bienenart. Die Holzbiene gehört zur Gruppe der solitär lebenden Wildbienen, die als Blütenbestäuber im Garten eine wichtige Aufgabe übernehmen. Die "Gartenfreunde Rottweil" fördern diese Spezialisten insbesondere durch nahezu ganzjährige Blühangebote mit Stauden und Sommerblumen in den Gärten und Blühstreifen an den Wegrändern. Das ist ein Beispiel von vielen. Es zeigt, welches Potenzial Kleingärten in der Gesamtheit aufgrund ihrer abwechslungsreichen Gestaltung und Pflanzenvielfalt für den Insektenschutz bieten. Dieses Beispiel steht aber auch für einen neuen Bewusstseinswandel, wenn es um die Vernetzung der Lebenswelten im Garten geht. Noch vor zwei Jahrzehnten wurden insbesondere Honigbienen lediglich als nützliche Bestäuber gesehen, die selbstverständlich einfach da sind und als Honigproduzenten ihren "Job" verrichten. Und Insekten wurden einfach in Nützlinge und Schädlinge eingeteilt. Heute realisieren wir: Kleingärten sind im doppelten Sinn Orte für eine gesunde Ernährung: zum einen durch den Anbau von frischem Obst und Gemüse für den Eigenverzehr, zum anderen durch Insektenschutz, denn ohne Insekten keine Bestäubung, keine Befruchtung und keine Früchte. Zumindest gilt diese Aussage für ca. 70 % unserer Gemüse- und Obsternten!

Quelle BDG der Fachberater Ausgabe 2

 

 Bienen 

Bienen wollen Nektar und Pollen sammeln, nicht stechen Die Diskussion wird nur selten kontrovers geführt. Beim Thema Bienenschutz

ist man sich einig: Die Honigbienen gehören - genauso wie die Wildbienen und viele andere Insekten - in jeden Kleingarten, denn dort verrichten sie unverzichtbare Arbeit, damit wir eine reiche Ernte bekommen. Auch Imker sind fast überall willkommen. In kaum einem Verein gibt es Bedenken, wenn es um das Aufstellen von Bienenvölkern in der Anlage geht. Bienenhaltung in der Gartenordnung verankert Zahlreiche Vereine haben die Frage der Bienenhaltung und Naturschutz in ihre Gartenordnungen aufgenommen. So schreibt der Bezirksverband Minden: "Förderung und Schutz der Bienenhaltung ist eine besondere Verpflichtung der Kleingärtnergemeinschaft." Er legt aber zugleich fest: "Bienenhaltung ist nur durch Genehmigung des Vorstands gestattet, und das Einhalten gesetzlicher Verordnungen und die Anmeldung beim hiesigen Veterinäramt werden vorausgesetzt. Pro Kleingarten- Anlage sollte nur ein Imker Völker führen." 

Der Verband macht damit deutlich, dass Vorstand und Mitglieder in die Entscheidung eingebunden sind, wer Bienen hält und wo die Völker aufgestellt werden dürfen. Rechtlich gestützt wird die Bienenhaltung im Kleingarten durch den Kommentar zum Bundeskleingartengesetz. Anders als zur Kleintierhaltung wird ausdrücklich betont, dass die Bienenhaltung zulässig ist "und schon wegen des Nutzens der Bienen für die Bestäubung der kleingärtnerischen Nutzung dient."

Von der Theorie in die Praxis:

ein Erfahrungsbericht Dr. Eva Völler, Tierökologin an der Leuphana Universität in Lüneburg, hat ihre vier Völker seit 2012 in der Lüneburger Kleingartenanlage "Maidenweg" stehen. Auch sie hatte natürlich um Erlaubnis gefragt, denn dazu ist der Imker verpflichtet. Der Verein selbst muss mit dem Grundeigentümer der Kleingartenanlage klären, ob Bienenhaltung zulässig ist. Oft ist das bereits im Pachtvertrag geregelt. Sie erzählt: "Der Vereinsvorstand hat meinen Wunsch Sofort unterstützt." Und auch die Gartennachbarn hätten das sehr begrüßt. Von keiner Seite habe es Vorbehalte gegeben, etwa, dass die Gefahr, gestochen zu werden, zunehmen würde. "Bienen wollen Nektar und Pollen sammeln, nicht stechen" betont Eva Völler. "Sie sind nicht angriffslustig, verteidigen sich höchstens, wenn sie sich bedroht fühlen." Das könne natürlich vorkommen, wenn man barfuß auf der Wiese auf sie trete oder wenn sie unter die Kleidung gerieten. Bei der Wahl des Standortes für ihre Bienen hatte Eva Völler keine Probleme. Sie stehen Mitten in ihrem Kleingarten in der Kolonie. Kein Nachbar hat sich bisher gestört gefühlt. In anderen Vereinen wird darauf geachtet, dass die Völker möglichst am Rande der Anlage stehen. Ein Imker muss darauf achten, dass von seinen Bienen keine Unzumutbare Belästigung ausgeht. Das ist selten, kann aber vorkommen, wenn die Bienen Z.B. den kurzen Weg am Liegestuhl oder Gartentisch vorbei zu ihrer Beute wählen. Imker raten dann, zur Grenze eine Rank Wand oder eine Hecke zu pflanzen, damit die Bienen hoch anfliegen müssen. In Eva Völlers Garten sind die Bienenkästen von höheren Gehölzen umgeben. 

 

Bienengesundheit als Verantwortung sehen 

Bienengesundheit als Verantwortung sehen Eva Völler weiß, dass sie als Imkerin auch Verpflichtungen hat. Ganz wichtig sei das Wissen über die Bienengesundheit. ... Wer Bienen halten will, muss seine Völker beim zuständigen Veterinäramt anmelden „erläutert Eva Völler. Geregelt ist das im § 1a der Bienenseuchenverordnung: ..Die Bienenhaltung muss spätestens bei Beginn der Tätigkeit der zuständigen Behörde unter Angabe der Anzahl der Bienenvölker und ihres Standortes angezeigt werden." Eine große Gefahr für Bienen geht von der amerikanischen Faulbrut aus ... Der Befall ist nach § 4 Tiergesundheitsgesetz meldepflichtig, und das zuständige Amt entscheidet, was mit den Völkern passiert" so Eva Völler. Freiwillig sende sie jedes Jahr Proben ein, um ihre Bestände zu kontrollieren. Eva Völler rät allen, die Imkerei betreiben wollen, nur Völker zu kaufen, die über ein entsprechendes Gesundheitszeugnis verfügen.  


Wenn Bienen ins Schwärmen geraten  

Wenn Bienen ausschwärmen, dann ist für den Imker Eile geboten. Denn wenn der Schwarm das Grundstück verlässt und er ihn nicht unverzüglich verfolgt, wird dieser herrenlos; rechtlich geht damit der Verlust des Eigentums einher (das regelt das Bürgerliche Gesetzbuch im Bienenrecht der §§ 961-964). Wichtig: Bei der Verfolgung darf der Imker fremde Grundstücke, also auch die Nachbargärten, betreten. Für Eva Völler ist das Einfangen der Bienenschwärme wichtig. Bienen können auch außerhalb des Bienenstocks längere Zeit überleben. Sie können dann zur unentdeckten Infektionsquelle für Krankheiten werden und andere Bienenvölker anstecken. Wer seinen Honig nicht nur selbst verzehrt, sondern auch abgibt, der muss lebensmittelrechtliche Vorschriften beachten. Diese reichen von den Qualitätsanforderungen über die Lebensmittelhygiene bis zur korrekten Dokumentation und Kennzeichnung. Eva Völler empfiehlt daher die Mitgliedschaft in einem der örtlichen Imkervereine, die dem Deutschen Imkerbund angeschlossen sind. Diese Vereine führen Schulungen durch und beraten ihre Mitglieder. So bleibt man mit seinem Wissen immer auf dem aktuellen Stand. .. Kleingärtner und Imker sollten immer miteinander reden" empfiehlt Eva Völler. Für sie bietet die Mitgliedschaft im Kleingärtnerverein Vorteile. Besonders bei der Gemeinschaftsarbeit kommen wir schnell ins Gespräch. Die Gartenfreunde erkundigen sich regelmäßig, wie es den Bienen geht und wie die Honigernte ausfallen wird." Und noch besser ist es, wenn sich alle beim Klönschnack ein leckeres Honigbrot schmecken lassen - wahrscheinlich mit Honig von den eigenen Gartenpflanzen.

Quelle BDG der Fachberater Ausgabe 2